Pressetext

ZUHAUSE

Ursula Döbereiners Arbeiten sind Konstrukte, die vom Bestimmten zum Unbestimmten führen. Für ihre Installation "ZUHAUSE" hat sie Einzelbilder aus ihrer gleichnamigen Computer-animation auf Wandflächen der KunstBank übertragen - als riesige Ausdrucke, die in Bahnen über Ecken, Vorsprünge und Türrahmen tapeziert sind. Die Ausschnitte von Wohnräumen oder Badezimmern, die sich mit unterschiedlichen Arrangements von Möbeln oder Alltagsgegenständen abwechseln, erscheinen in einer Folge von Totalen und Nahaufnahmen: Der Durchgang zur Toilette und Abstellkammer der KunstBank ist zugleich Passage durch ein Bild von der Größe einer Kinoleinwand. In Gesichtshöhe schneidet sie ein Loch durch eine Kachel-wand und die Vorderseite eines Spiegelschrankes, während sich gleich daneben die Umrisse einer Couchgarnitur im rechten Winkel an einer Wandkante entlang ziehen.

Der Maßstab von Döbereiners Rauminstallation orientiert sich an der Darstellung der Animation auf dem Computermonitor, nämlich an einer Bildgröße, die sich aus 800 x 600 Pixeln errechnet. Und so tauchen bei der Annäherung an die riesigen Images von Beistelltischen, Handtuchhaltern, Bierdosen oder Regalen tatsächlich auch überdimensionale Pixel auf, die jene Linien und Treppen bilden, aus denen sich das Bild konstituiert - ein abstraktes Muster unterschiedlich großer Rechtecke, das an die Animationen früher Computerspiele wie "Pacman" erinnert. Das "ZUHAUSE" Döbereiners ist sowohl zeichnerisch nachempfundene als auch reale Einrichtung, die sich als Tapete in den Ausstellungsraum eingliedert. Wie bei einer Besichtigung streift der Blick über unbeachtete oder abgestellte Gegenstände, erfasst systematische und zufällige Ordnungen, und folgt den verpixelten Gesten Döbereiners. Schritt für Schritt erfährt man, was es in diesem Zuhause "so gibt" und "was man hier so macht". Und so wie man vielleicht im Halbschlaf vor einen Spiegel tritt, sein Bier auf dem Küchentisch stehen lässt, oder gerade aufgestanden ist, ohne die Stereoanlage auszuschalten, entsteht auch ein Bild im Kopf, ganz von selbst und ohne ersichtlichen Anlass. Zurück bleibt eine Spur, die so aussehen könnte wie Döbereiners "ZUHAUSE" - ganz einfach und überhaupt nichts Besonderes.

Oliver Koerner von Gustorf